Von der „Rettungsanstalt“ zur „Heimat für Entfaltung“
Sie ist die älteste Tochter des Diözesan-Caritasverbandes und feiert in diesen Tagen ein stolzes Jubiläum: Seit 175 Jahren widmet sich die Jugendhilfeeinrichtung Mariahof in Hüfingen Kinder und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen. Ursprünglich als "Rettungsanstalt für katholische Knaben" gegründet, versteht sich Mariahof heute als "Heimat für Entfaltung", die Kinder und Jugendliche mit einem zeitgemäßen sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungsangebot darin unterstützt, eine eigenständige und gemeinschaftsfähige Persönlichkeit zu entwickeln.
Die heutige Jugendhilfeeinrichtung Mariahof hat ihre Ursprünge in Donaueschingen-Neudingen, im ehemaligen Kloster Mariahof. Dort wurde am 28. Oktober 1843 vom Verein zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder im Großherzogtum Baden auf Initiative des Konstanzer Generalvikars Ignaz Heinrich von Wessenberg eine "Rettungsanstalt für katholische Knaben" gegründet. Nach einem Brand im Jahr 1852 zog die Einrichtung von Donaueschingen nach Hüfingen um. Im Jahr 1920 übernahm der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg die Trägerschaft der Einrichtung. Seit 1977 erfolgte die Erweiterung durch die Außenstelle Haus Schwabenstraße am Standort Denzlingen. Seit 2013 ist Mariahof auch in Freiburg mit einer Tagesgruppe und einer betreuten Wohngruppe für junge Menschen mit Autismus präsent.
Innovativer Ansatz schon bei der Gründung
Mit der Benennung "Rettungsanstalt" ließen bereits die Gründer erkennen, dass sie einen für die damalige Zeit innovativen Auftrag verbanden. Der Fokus lag nicht auf den Verfehlungen von Kindern und deren Bestrafung, sondern auf der Gefährdung und der Not der Kinder. Das Ziel war nicht - wie damals allgemein üblich - die Einübung von Zucht und Ordnung, sondern die "Rettung" dieser Kinder, das heißt die Sorge für ihr Wohl, die Achtung ihrer Würde, die Unterstützung ihrer sozialen, kognitiven und persönlichen Entwicklung sowie ihre Bildung.
Daran hat sich im Laufe der 175 Jahre nichts geändert, auch wenn sich Verständnis und Inhalt der pädagogischen Arbeit gewandelt haben - von der Unterweisung zur Beteiligung der Kinder und Jugendlichen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei nach wie vor die schulische Bildung im Sonderpädagogischen Beratungs- und Bildungszentrum, der nach dem Gründer benannten Wessenberg-Schule. Heute ist Mariahof eine bundesweit anerkannte Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit besonderen, heilpädagogisch-therapeutischen Unterstützungsbedarf. Neben den stationären und teilstationären Gruppen erweitern inzwischen vielfältige ambulante und sozialraumorientierte Hilfen sowie drei Kindertagesstätten das Leistungsangebot von Mariahof. Aktuell betreuen rund 220 Mitarbeitende jährlich insgesamt 1.700 Kinder und Jugendliche.
Geburtstagsfest mit Zeitreise
Mit einem bunten Fest, einer tollen Zeitreise in 12 Szenen und vielen Gästen aus Kommunalverwaltungen, Jugendämtern, örtlichen Vereinen, Kooperations- und Netzwerkpartnern und der Caritas wurde der nicht alltägliche Geburtstag am Mittwoch in Mariahof gefeiert. Diözesan-Caritasdirektorin Mathea Schneider, Vorstand des Diözesan-Caritasverbandes, dankte dabei allen Partnern in den Landkreisen und Kommunen für Vertrauen und Unterstützung wie auch besonders den Mitarbeitenden von Mariahof, die die jungen Menschen "tagtäglich engagiert auf ihrem Weg zur Entfaltung begleiten". Einrichtungsleiter Oscar Hannabach richtete ein besonderes Dankeswort an die Kinder und Jugendlichen in Mariahof, nicht nur dafür, dass sie das Geburtstagsfest aktiv mitgestalteten, sondern vor allem auch für das "Vertrauen, das sie in uns setzen", um später auch Hauptakteur und Gestalter ihres eigenen Lebens werden zu können. (tom)