Sprachbarrieren überwinden
"Wir wollen keine Hochglanzpapiere erstellen, sondern unkompliziert Lehrer beim Unterrichten von Flüchtlingsklassen unterstützen", sagt Wolfgang Weinzierl, Referent für Berufliche Schulen im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg. Deshalb hat das Erzbistum ab September aus den Sondermitteln, die die Erzdiözese für Flüchtlinge bereit gestellt hat, eine neue Projektstelle eingerichtet. Studienrat Tobias Zugmaier ist seit Beginn des Schuljahres 2016/17 dafür zuständig, spezielle Materialien zu erstellen, die im Religionsunterricht an Berufsschulen eingesetzt werden können. Damit interessierte Lehrer die Unterlagen unkompliziert erhalten können, wird Zugmaier sie zum Download auf der Homepage des Instituts für Religionspädagogik (www.irp-freiburg.de) anbieten - außerdem Grundlagen, Hintergründe und Informationen für den Unterricht in den sogenannten VABO-Klassen (Vorbereitungsjahr Arbeit/Beruf für Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse).
Weil ein großer Teil der jungen Geflüchteten zwischen 15 und 25 Jahre alt ist, wurden besonders in den Berufsschulen viele Flüchtlingsklassen eingerichtet. "Deshalb liegt unser Hauptaugenmerk bei den Unterrichtsmaterialien derzeit auf Berufsschulen", erklärt Weinzierl. Die Materialien seien aber natürlich auch für andere interessierte Lehrer verfügbar. "Zunächst geht es im Religionsunterricht oft darum, die Einzelschicksale wahrzunehmen, und sich um sie zu kümmern", berichtet Weinzierl. Dabei komme es vor allem darauf an, sprachfördernd zu wirken, interkulturelles Lernen zu unterstützen und religiöse Kompetenz im Gespräch zu entfalten. "Schwierig ist für die Religionslehrkräfte bisher, dass geeignetes Unterrichtsmaterial fehlt, das an die oft sehr einfachen Sprachkenntnisse angepasst ist."
"Empathie, Geduld und Humor" im Umgang mit Flüchtlingen
Tobias Zugmaier unterrichtet an den Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen (GHSE) im VABO-Bereich. Er hat bereits Hintergrundinformationen für die Internetseite zusammengetragen und wird in einem zweiten Schritt konkrete Unterrichtsbausteine erstellen, die direkt im Unterricht angewendet werden können. Aus seiner Erfahrung mit Geflüchteten berichtet Zugmaier, es sei besonders wichtig, empathisch und humorvoll mit ihnen umzugehen. Außerdem brauchten Lehrkräfte in diesem Bereich eine "positiv geprägte Haltung gegenüber der Thematik Migration und Flüchtlinge" sowie "Geduld, Weitsicht und Entschiedenheit".
Tobias Zugmaier ist nun für einen Teil seiner Arbeitszeit (für zunächst drei Jahre) damit beauftragt, Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die in den VABO-Klassen unterrichten, zu stärken und zu unterstützen. Er erarbeitet, redigiert und publiziert fachdidaktisch aufbereitete Unterrichtsmaterialien, die den besonderen Anforderungen von Flüchtlingsklassen entsprechen. Dazu sichtet und überprüft er auch bereits vorhandene Materialien des Instituts für Religionspädagogik. Er erstellt Beispielmaterialien für ein, gegebenenfalls zwei Schuljahre, anhand derer ein systematischer Unterrichtsaufbau im Fach Katholische Religionslehre möglich wird. Er vernetzt die in diesem Arbeitsfeld tätigen Lehrkräfte.
An beruflichen Schulen in Baden Württemberg sind etwa 500 VABO-Klassen für Flüchtlinge eingerichtet. Das Erlernen der deutschen Sprache und ein Erreichen der Ausbildungsreife stehen hier im Mittelpunkt der Ausbildung. (pef/tom)