Christliche Traditionen ins Pflegeheim holen
Was feiern wir eigentlich an Pfingsten? Welche Werte sind im Advent wichtig? Und welche Traditionen gibt es für Mariä Himmelfahrt oder den Tag der Heiligen Barbara? Mit solchen Fragen beschäftigen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbands Mannheim bei den Fortbildungen "Pflege im Zeichen des Kirchenjahres". Die zweitätigen Schulungen wurden 2014 als neues Angebot geschaffen und haben bisher drei Mal stattgefunden. Es nehmen Mitarbeiter aus jedem der sechs Pflegeheime des Verbands teil.
"Wir haben festgestellt, dass nicht mehr alle Mitarbeiter wissen, was genau bei den christlichen Festen gefeiert wird", erklärt Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein. "Deshalb geben wir ihnen die Gelegenheit, das zu lernen und in die Gestaltung des Heimalltags einzubringen." Beispielsweise ist es eine schöne Tradition, am Gedenktag der Heiligen Barbara Zweige von Obstbäumen in eine Vase zu stellen, die an Weihnachten blühen. Am Tag des Heiligen Blasius könnten Seelsorger auf den Wohnbereichen den Blasiussegen spenden, der vor Krankheiten schützen soll. Der Tag des Heiligen Josefs, dem Patron der Handwerker, ist ein Anlass, der Hauswirtschaft und dem Hausmeister zu danken.
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil
Bei der Fortbildung stehen aber nicht nur religiöse Bräuche, sondern auch das christliche Menschenbild im Vordergrund. "Das Kirchenjahr ist kein Selbstzweck. Es geht darum, begreiflich zu machen, wie wir Menschen sehen, und besser miteinander umzugehen", sagt Pfarrer Theo Hipp, der die Fortbildung gemeinsam mit dem ehemaligen Caritas-Vorsitzenden Franz Pfeifer leitet. Deshalb ist Kommunikation ein wichtiger Bestandteil. Die Teilnehmer üben in Rollenspielen das so genannte aktive Zuhören. Dabei nehmen sie sich selbst im Gespräch ganz zurück. In ihren Antworten geben sie in eigenen Worten wider, was sie vom Gesprächspartner verstanden haben. "Man zeigt dem anderen, dass man aufmerksam zugehört hat und vermittelt ihm das Gefühl der Wertschätzung. Dadurch erfährt man seine Gefühle. Ziel ist, den anderen zu verstehen", erläutert Hipp.
In Arbeitsgruppen beschäftigen sich die Teilnehmer damit, wie sie christliche Werte in den Pflegeheimen einbringen können. Sie selbst bestimmen die Fragestellungen. Beispielsweise bearbeiteten sie bei der jüngsten Fortbildung im April 2015 die Themen "Anlässe im Kirchenjahr für Begegnungen mit Anders- und Nichtgläubigen", "Religiöse Angebote für Demenzkranke", "Zusammenarbeit mit Seelsorgern und Ordensschwestern" und "Kultur der Aufmerksamkeit für den Einzelnen aufbauen und pflegen". Daraus entstand die konkrete Idee eines Musikgottesdienstes für Demenzkranke, bei dem bekannte Lieder gesungen und zu dem auch Angehörige eingeladen werden. Ein anderer Vorschlag war, dass nicht nur jedes Haus, sondern jeder Wohnbereich ein Gedenkbuch für verstorbene Bewohner haben sollte.
Am Schluss der Fortbildung gab es viel positive Resonanz: "Ich nehme mit, wie ich eine Begrüßungs- und Abschiedskultur auf dem Wohnbereich umsetzen kann, weil das im Alltag schnell untergeht", sagte Wohnbereichsleiterin Jeanette Diefenbach. Für Selma Dad, die Muslimin ist, war es interessant, die verschiedenen Kirchenfeste und ihre Bedeutung kennenzulernen. "Ich wollte mich schon lange damit beschäftigen, deshalb habe ich mich über die Fortbildung sehr gefreut." Brigitte Bogos, die einzige Teilnehmerin aus der Hauswirtschaft, wird die Anregungen an ihre Auszubildenden weitergeben, damit sie in die Gestaltung des Wohnumfelds einfließen können. "Viele Menschen, die wegen des christlichen Profils in unsere Heime kommen, legen Wert darauf, dass die kirchlichen Feste gefeiert werden", sagt Regina Hertlein. "Das kann tröstlich sein und Kraft spenden." (juk)