Rückkehr in die Caritas-Werkstätte in Neustadt
Gut anderthalb Jahre nach dem Brandunglück in der Caritas-Werkstätte für Menschen mit Behinderung in Titisee-Neustadt begann im Juni 2014 der Prozess der Rückkehr der Beschäftigten in das Gebäude im
Gewerbegebiet "Bildstöckle". Zunächst besichtigten die derzeit in den Neustadt betreuten Beschäftigten in Gruppen ihre künftigen Arbeitsplätze, in deren Gestaltung sie unter psychologischer Begleitung eingebunden waren. "In den Monaten September und Oktober 2014 findet nun die schrittweise Rückkehr der etwa 100 Menschen mit Behinderung und 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die neugestaltete Werkstätte statt", so Rainer Gantert, Stellvertreter des Vorstands beim Caritasverband Freiburg-Stadt, dem Träger der Werkstätte.
Neues Gebäudekonzept
Die Neugestaltung des Werkstattgebäudes folgte vor allem dem Rat psychologischer Experten, insbesondere dem des Diplom-Psychologen Thomas Weber vom Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement in Köln, sowie den Wünschen der Beschäftigten, so Gantert weiter. Weder sollte die Werkstätte genau so wieder hergestellt werden, wie sie vor dem Brandunglück war, noch durch einen Neubau ersetzt werden. Vielmehr galt es, einen Weg dazwischen zu finden - neu, aber wiedererkennbar". So wurde insgesamt eine bessere Helligkeit und Lichtführung erreicht, der Förder- und
Betreuungsbereich deutlich vergrößert und eine Reihe von Funktionsräumen wie Speisesaal, Umkleide und Büros anders positioniert. Mittelpunkt der Planungen war aber jener Arbeitsbereich, in dem das Unglück geschah. Dieser wurde vollkommen neu gestaltet und umfasst nun einen multifunktionell nutzbaren Anteil, der unter anderem auf die Durchführung therapeutisch-künstlerischer Angebote für Menschen mit Behinderung ausgerichtet ist, aber auch Raum für Begegnung und Gespräche sein soll.
Alternative Beschäftigungs- und Betreuungsangebote
Schon jetzt zeichne sich eine hohe Akzeptanz der neuen und zugleich alten Werkstätte bei den Beschäftigten ab. Doch natürlich, so betont die Leiterin des psychologischen Dienstes des Caritasverbandes Freiburg-Stadt, Susanne Schmid, habe man frühzeitig an alternative Beschäftigungs- und Betreuungsangebote gedacht. "Derzeit äußern drei Menschen mit Behinderung, nicht zurückkehren zu wollen. Das kann sich aber noch ändern, nach unten wie nach oben", so Schmid weiter.
Ort des Gedenkens an der Werkstätte
Nach der Rückkehr aller Beschäftigten soll an der Werkstätte ein Ort des Gedenkens an die Opfer des Brandunglücks entstehen. Rainer Gantert: "Wir wollen uns bewusst Zeit lassen und möglichst viele Betroffene in die Gestaltung einbinden." Zudem werde abermals der Rat der Psychologen maßgeblich in die Planungen miteinbezogen.
Offizielle Wiedereröffnung im Frühjahr 2015
Eine offizielle Veranstaltung zur Wiedereröffnung der Werkstätte erfolgt, so Gantert, im Frühjahr 2015, wenn sich die Arbeit stabilisiert habe und der Ort des Gedenkens gestaltet sei. Die psychologische, therapeutische, heilpädagogische und betreuerische Nachsorge aller vom Brandunglück Betroffenen ende im übrigen selbstverständlich nicht mit der Rückkehr in die Werkstätte, sondern werde, einzig orientiert an den individuell sehr verschiedenen Bedürfnissen, fortgesetzt.