Kirchliche Krankenhäuser wollen mit christlichen Werten wuchern
Wie ein Perspektivwandel in der Personalarbeit hin zu einer stärken Orientierung an den Bedürfnissen der Bewerber und Mitarbeitenden gelingen kann, darüber diskutierten die Teilnehmer beim Landestreffen des Evangelischen Krankenhausverbands und der Landesarbeitsgemeinschaft der Katholischen Krankenhäuser (LAG) in Baden-Württemberg. Die im Unternehmen gelebten christlichen Werte seien dabei "ein wichtiges Pfund, mit dem wir wuchern können". Bei ihrem Jahrestreffen am 26. Juni im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim beschäftigten sich die Vertreter von 42 kirchlichen Krankenhäusern und Rehakliniken auch an vielen praktischen Beispielen mit den Möglichkeiten zeitgemäßer Personalarbeit.
Personalarbeit stärker auf das Individuum ausrichten
Größte Herausforderung bei der Personalarbeit ist es nach Darstellung von Andreas Einig, Leiter BBT-Consulting, Barmherzige Brüder Trier gGmbH, die Perspektive des Unternehmens und die Perspektive des Mitarbeiters beziehungsweise Bewerbers in Passung zu bringen. Angesichts der individuell sehr verschiedenen Mitarbeiter- und Bewerberinteressen plädierte er dafür, die Personalarbeit viel stärker als bisher auf die Person als Individuum auszurichten. Dies habe auch eine Haltungsänderung in Bezug auf vorhandene Mitarbeiter zur Folge. Er verwies dabei auf einen deutlichen Wandel bei den Items zur Mitarbeiterzufriedenheit. "Noch vor zehn Jahren wurden die Jobinhalte, das Gehalt und die Führung als wichtigste Punkte für die Mitarbeiterzufriedenheit genannt. Heute ist das Team, in dem man arbeitet, entscheidend." Gute Personalarbeit müsse daher dazu beitragen, dass ein Team gut funktioniert, dass dort ein gemeinsames Selbstverständnis gelebt werde.
Den Ruf nach Veränderung untermauerte auch Marc Raschke, Leiter der Unternehmenskommunikation des Klinikums Dortmund, mit einem drastischen Bild. Er nahm eine echte Axt zur Hand, die man an die bestehenden Methoden der Personalgewinnung legen müsse. An mehreren Beispielen der vielfach ausgezeichneten Personalmarketing- Kampagnen des Klinikums Dortmund zeigte er Möglichkeiten auf, sich mit wenig Aufwand und positiven, witzigen Botschaften auf den Social-Media-Kanälen wie YouTube, Facebook, Instagram, Twitter und Tik Tok zu präsentieren.
Team und Wertschätzung sind wichtiger als die Bezahlung
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass kirchliche Krankenhäuser gerade mit ihrer Wertekultur für Mitarbeiter und Bewerber sinnstiftend und identitätsstiftend erlebt werden können. "Christliche Werte sind schon ein Pfund, mit dem wir wuchern können, und wir werden auch so wahrgenommen", betonte Andrea Birkenbach. Leiterin Personal im Marienhospital Stuttgart. Das Geld und die Bezahlung sind nach Einschätzung von Michael Decker, Kaufmännischer Direktor und Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Diakonie-Krankenhauses Freiburg, nicht allein ausschlaggebend. "Die Vergütung muss vergleichbar und fair sein, das ist die Voraussetzung. Aber wichtiger sind das Team und die Wertschätzung, die Mitarbeiter erfahren", betonte er. Beide verwiesen auf die Bedeutung, junge Menschen im Unternehmen selbst auszubilden. Dafür müsse es gelingen, dass sich Menschen etwa über Praktika, FSJ und als Bufdis näher für die Arbeit im Krankenhaus interessieren und sehen, was die Berufe dort inhaltlich bieten. (uel)