Gegen größere Gruppen und Absenkung des Fachkraftschlüssels
Die Situation in den Kitas verschärft sich zusehends. Nach zwei Jahren des Corona bedingten Ausnahmezustands ist das ohnehin belastete System der Kindertagesbetreuung an seine Grenzen gekommen. Das zeigen die Belastungsanzeigen, die in Videokonferenzen, in Briefen und E-Mails aus den katholischen Kitas bei den zuständigen Referaten im Diözesan-Caritasverband und im Erzbischöflichen Ordinariat ankommen. Es fehlt vor allem an Personal, die kontinuierlich steigenden Bedarfe an Plätzen und Betreuungszeiten verschärfen den schon seit längerem bestehenden Fachkräftebedarf zusätzlich.
Nun hat der Gemeindetag Baden-Württemberg in einem "Kitafahrplan 2025" kurzfristige Maßnahmen zur Überbrückung der aktuellen Notlage vorgeschlagen und damit landesweit Reaktionen ausgelöst. Der Gemeindetag regt unter anderem an, die Gruppengrößen um zwei Kinder auszuweiten und gleichzeitig den Mindestpersonalschlüssel abzusenken. Dieser Vorschlag stößt bei den kirchlichen Kita-Trägern auf deutliche Kritik. Ein solcher Schritt gefährde nicht nur die qualitätsvolle pädagogische Arbeit in den Einrichtungen, sondern sei auch für die aktuellen Anstrengungen in der Fachkräftewerbung höchst nachteilig, heißt es in einem Positionspapier der Konferenz der evangelischen und katholischen Kirchenleitungen Baden-Württemberg und ihrer Spitzen-/Trägerverbände über Kindergartenfragen (4-K-K), das am 22. März 2022 veröffentlicht wurde. Die politische Forderung nach größeren Gruppen und einer Reduzierung des Fachkraftschlüssels führt nach Auffassung der kirchlichen Kita-Träger "zu massiver Empörung und einem Vertrauensverlust bei den Fachkräften".
Ein gangbarer Ansatz, um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, wäre für die 4-K-K unter anderem, geeignete Erziehungs- und Betreuungspersonen als Vertretungskräfte im Vertretungsfall einzusetzen sowie Quereinsteiger*innen zu qualifizieren und auszubilden. Zudem sollte den Zusatzkräften, die im Zuge der Corona-Regelungen eingesetzt wurden, eine langfristige berufliche Perspektive mit der Möglichkeit zur Nachqualifizierung eröffnet werden.
Die 4-K-K betont in der Positionierung ihr Anliegen, dass Kinder und ihre Eltern in den kirchlichen Kindertageseinrichtungen Angebote nach ihren entsprechenden Bedürfnissen erhalten und ihr Engagement für gute Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden in den Einrichtungen.