„Egoismus macht aus sozialen Unterschieden praktizierte Ungerechtigkeit“
Die Option für die Armen darf nach den Worten von Erzbischof Stephan Burger "bei allen Entwicklungen nie aus dem Blick geraten". Das sagte er im Gottesdienst anlässlich der Versammlung des Caritasrates des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg. Weiter erklärte er: "Das Vermächtnis Jesu an uns ist und bleibt die gelebte Caritas als Grundvollzug der Kirche." Auch wenn die Kirche in Zeiten von Missbrauchsskandal, Finanzkrise und Fusionsprozessen auf dem Prüfstand stehe, sei das von zentraler Bedeutung. An die Caritas-Mitarbeitenden gewandt fügte er hinzu: "Diesem Grundvollzug stellen Sie sich und viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür bin ich Ihnen allen von Herzen dankbar."
Bezogen auf das Gleichnis vom kranken Lazarus, in dem Jesus das Fehlverhalten eines reichen Mannes kritisiert, analysierte der Erzbischof: "Es geht also in erster Linie nicht einmal um seinen Reichtum, sondern um seinen Egoismus, seine Ich-Bezogenheit, die aus den objektiven sozialen Unterschieden in der Welt eine praktizierte Ungerechtigkeit macht. Der reiche Mann ist nicht nur reich, er verschärft aktiv die soziale Ungerechtigkeit durch sein Nichtstun, durch seine Ignoranz." Der Verweis des Bibeltextes auf einen Ausgleich im Himmel ist nach den Worten von Erzbischof Stephan Burger nicht bloß eine Vertröstung auf ein Jenseits, sondern es gehe darum, "mit Christus schon im Diesseits an Gottes Gerechtigkeit mitzuwirken und uns dementsprechend gegen jede soziale Schieflage einzusetzen." So gelte es aus dem christlichen Glauben heraus sozialer Ungerechtigkeit entgegenzutreten. "Es gilt, unseren Egoismus und Selbstbehauptungsdrang zugunsten der Fürsorge für andere zurückstellen. Das Bild der jenseitigen Gerechtigkeit bei Gott will uns in unserem Gottvertrauen bestärken, uns schon jetzt gegen Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Abwertung einzusetzen". Der Erzbischof von Freiburg ergänzte, der christliche Auftrag zur Nächstenliebe beginne damit, "von unserer Ich-Bezogenheit wieder auf unsere Mitmenschen und Mitwelt zu blicken". (pef)