Ein fatales Signal an Fachkräfte und Familien
Das Vorhaben der Landesregierung, größere Gruppen in den Kindertageseinrichtungen erneut zuzulassen, stößt bei den kirchlichen Trägern auf deutliche Kritik. Die Entscheidung sei ein fatales Signal an pädagogische Fachkräfte und Familien und gefährde das eigentliche Ziel. Denn es sei zu erwarten, dass durch eine Ausweitung der Höchstgruppenstärke faktisch nicht mehr, sondern weniger Betreuungsplätze zur Verfügung stünden, heißt es in einer heute veröffentlichten Stellungnahme der Konferenz der evangelischen und katholischen Kirchenleitungen Baden-Württemberg und ihrer Spitzen-/Trägerverbände über Kindergartenfragen (4KK).
Die Situation in den Einrichtungen ist bedingt durch den Bedarf an Fachkräften, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Aufnahme von geflüchteten Kindern schon länger stark angespannt. Eine Erweiterung der Gruppen sorgt nach Meinung der 4KK nicht für Entlastung, sondern führt zu einer weiteren Verschärfung des Personalmangels und der Betreuungssituation für die Kinder und ihre Familien. Bereits jetzt ist spürbar, dass pädagogische Fachkräfte wegen schlechter Rahmenbedingungen abwandern. Die aktuelle Entscheidung werde vielfach als weiteres Signal verstanden, dass deren Situation nicht ernst- und wahrgenommen werde und sich die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtern. In der Konsequenz werden sie vermehrt das Arbeitsfeld verlassen, befürchten die kirchlichen Kita-Träger. Noch weniger Fachkräfte würden die Träger jedoch zur Reduzierung der Betreuungsangebote zwingen.
Mit einem realistischen Blick auf die Lage stelle sich drängender denn je die Frage, ob der bestehende Rechtsanspruch nicht überdacht werden müsse. Eine Begrenzung von Betreuungszeiten werde unumgänglich sein, wenn für jedes Kind ein Betreuungsangebot gemacht werden solle, heißt es in der Stellungnahme.
Die Mitglieder der 4KK, unter ihnen der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg, vertreten über 5.000 Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg.