„Unser Weg führt vom Nebeneinander zum Miteinander“
"Wir sind unterwegs im Namen des Herrn!" - dieses Motto aus dem legendären Kultfilm "Blues Brothers" gilt seit inzwischen mehr als 75 Jahren auch für die Caritas und Diakonie im Main-Tauber-Kreis. "In den letzten Jahren zunehmend gemeinsam", konstatierten Matthias Fenger, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes im Tauberkreis, und Wolfgang Pempe, Geschäftsführer des Diakonischen Werks im Main-Tauber-Kreis. Diese ergänzende Zusammenarbeit wurde jetzt mit der Unterzeichnung einer "Charta Oecumenica Socialis" sowohl öffentlich erklärt als auch offiziell konkretisiert.
Damit schlossen sich die beiden Kreisverbände einer gleichnamigen Vereinbarung über die partnerschaftliche Zusammenarbeit der vier kirchlichen Wohlfahrtsverbände in Baden-Württemberg an. Bereits in der Vergangenheit wurde die "Charta Oecumenica Socialis" vom Diakonischen Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden, dem Diakonischen Werk der evangelischen Kirche in Württemberg, dem Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg und dem Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart besiegelt.
"Unser Weg führt vom Nebeneinander zum Miteinander, vom Wettbewerb zur Aufgabenteilung der knappen Ressourcen sowie vom Eigeninteresse zur Abstimmung - und dies nicht als Selbstzweck, sondern als notwendige Voraussetzung, um den gemeinsamen Auftrag als Dienstleister für die Menschen im Main-Tauber-Kreis umsetzen zu können", erklärten Matthias Fenger und Wolfgang Pempe im Rahmen der Unterzeichnung in der Tauberbischofsheimer St.-Bonifatius-Kirche. "Dazu wollen wir die positiven Erfahrungen der letzten Jahre im Sinne einer Selbstverpflichtung festhalten und damit auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Ökumene und der notwendigen ständigen Reformierung der Kirchen leisten.".
Konkurrenzgedanke spielt keine Rolle mehr
"Beide Verbände haben zahlreiche Schnittmengen und ihr Aufgabenportfolio stückweise immer weiter gemeinsam entwickelt, so dass ein Konkurrenzgedanke keine Rolle mehr spielt", betonten der Caritas-Vorstandsvorsitzende und der Diakonie-Geschäftsführer. "Wir haben keine Chance mehr, in der Fläche überall solitär aufzutreten, sondern sind bei allen inhaltlichen Belangen absolut kollegial unterwegs. Damit bekommen wir die Fläche des Landkreises ganz anders ins Benehmen". Dies sei fokussiert worden auf konkrete gemeinsame Gremien sowie auf Regelkommunikation mit den Leitungskräften und nicht nur mit den Dekanen, sondern auf den operativen Arbeitsebenen.
"Zwar werden wir für die nächste Zeit weiterhin zwei eigenständige Verbände bleiben, aber wir proben einen sehr engen Schulterschluss und gegenseitige Unterstützung, zumal beide Organisationen einen kirchlichen Hintergrund und gemeinsame Grundsatzauffassungen haben", resümierten Fenger und Pempe. Als Beispiele für Kooperationen nannten sie unter anderem Familienzentren, Tafelläden und ökumenische Flüchtlingshilfe sowie gemeinsame Verhandlungsführungen mit dem Landkreis und Antragstellungen für Projekte oder Förderungen.
Mit auf den Weg gebracht und mitgezeichnet wurde die "Charta Oecumenica Socialis" im Main-Tauber-Kreis neben Fenger und Pempe zudem von den beiden Aufsichtsratsvorsitzenden, Dekanin Renate Meixner (Diakonisches Werk) und Pfarrer Ralph Walterspacher (Caritasverband) sowie dem Caritas-Vorstandsmitglied Michael Müller.
In einem Impulsvortrag mit dem Titel Der Dienst am Nächsten - Wasserzeichen des Christseins" referierte Professor Bernhard Spielberg von der Theologischen Fakultät der Uni Freiburg über Herausforderungen für die Kirchen sowie die Rolle von Caritas und Diakonie mit Blick auf die Zukunft einer christlich geprägten Gesellschaft. "Die Bedeutung des Christseins misst sich nicht an den theologischen Büchern, sondern insbesondere am Verteidigen der Rechte von armen Menschen und an der Solidarität", war beispielsweise eine von Spielbergs Botschaften.
Peter D. Wagner
Mit freundlicher Genehmigung der Fränkischen Nachrichten.