„Selbstverständlich da sein“
Zum 1. Januar 2018 wird das Diakonische Werk Karlsruhe nach 17-jähriger Pause wieder in die Trägerschaft der Bahnhofsmission Karlsruhe einsteigen. Der laufende Betrieb wird weiterhin von IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg e.V. wahrgenommen werden. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wurde am 6. Oktober 2017 in Freiburg von den Spitzen der beiden Verbände unterzeichnet.
Im Jahr 2001 hatten strukturelle Gründe zur Beendigung der gemeinsamen Trägerschaft geführt. "Dank der Bemühungen des Fördervereins der Bahnhofsmission war es im Verlauf dieses Jahres wieder zu konstruktiven und positiven Gesprächen gekommen, die nun in die neue Kooperation münden werden", erklärt Pfarrer Wolfgang Stoll, Direktor des Diakonischen Werks. "Der Schritt wieder zu einem gemeinsamen sozialen Dienst am Bahnhof in Karlsruhe ist auch ein wichtiges Signal in Richtung Ökumene", so Barbara Denz, Vorstandsvorsitzende von IN VIA. Die künftig zusätzlich zur Verfügung stehenden Mittel sowie die gemeinsame Lobby- und Netzwerkarbeit ermöglichen es, die wertvolle Arbeit der Bahnhofsmission langfristig zu sichern. Gemeinsames Ziel ist es, das Angebot auszubauen.
Alleinstellungsmerkmal der Bahnhofsmission sei, dass sie als eine der wenigen sozialen Einrichtungen in Karlsruhe täglich geöffnet ist, so Barbara Denz und Wolfgang Stoll. Ihr Angebot sei darüber hinaus unspezifisch - praktisch jede und jeder könne sich an die dortigen Mitarbeitenden wenden, egal mit welchem Anliegen. Dieses selbstverständliche "Da sein" für Menschen, die sich in einer wie auch immer gearteten materiellen, psychischen oder physischen Notlage befinden, sei eine der Kernaufgaben von Kirche und Diakonie. Zudem werde die Bahnhofsmission als Seismograph für soziale Notlagen in der Stadt gesehen und könne Richtung weisen für künftiges Handeln in Karlsruhe, erläutert Denz.
Die Bahnhofsmission Karlsruhe wurde vor 115 Jahren gegründet. Die derzeit drei hauptberuflich und rund 40 ehrenamtlich tätigen Mitarbeitenden bieten Menschen in Not schnell und unbürokratisch Unterstützung und Beratung: Wohnungslosen oder Suchtkranken ebenso wie Reisenden, die z.B. ihre Fahrkarte verloren haben, unterwegs bestohlen wurden oder die unplanmäßig die Nacht auf dem Bahnhof verbringen müssen. Menschen mit Behinderung oder allein reisende Kinder begleiten die Bahnhofsmitarbeitenden zu ihren Zügen und sind ihnen beim sicheren Umsteigen behilflich. Alle diese Angebote sind kostenlos. Die Bahnhofsmission wird aus Kirchensteuern, öffentlichen Mitteln und Spenden finanziert. (in via)