Ambulante Pflege trifft Politik
Auf Einladung des Bundespresseamtes und der Freiburger Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae (B’90 / Die Grünen) reisten 38 engagierte Geschäftsführungen und Pflegedienstleitungen von kirchlichen Sozialstationen Anfang Juni nach Berlin, um gegenüber der Politik die Anliegen der ambulanten Pflege zu vertreten.
Unterfinanzierung gefährdet ambulante Versorgung
Die kirchlichen Sozialstationen fordern schon seit Jahren die Anerkennung der tariflichen Bezahlung ihrer Pflegefachkräfte durch die Krankenkassen, damit wieder mehr Zeit für die Pflege möglich ist. Im Gespräch mit Elisabeth Scharfenberg (B’90 / Die Grünen), Erwin Rüdel (CDU) und Erich Irisdorfer (CSU) vom Ausschuss für Gesundheit im Deutschen Bundestag diskutierten die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialstationen in Berlin dieses Anliegen. Sie brachten deutlich zum Ausdruck, dass eine andauernde Unterfinanzierung die ambulante Versorgung der Bevölkerung gefährden wird. Die pflegepolitisch motivierte Reisegruppe sprach auch mit Josef Laumann (CDU), Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium und Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigter für Pflege.
"Unsere Sorge ist, dass die Krankenkassen bei den Vergütungsverhandlungen die Erhöhungen wieder unter die tariflich bedingten Steigerungen drücken werden. Dies führt dazu, dass Mitarbeiter noch stärker unter Druck geraten, bei den Patienten noch weniger Zeit für die notwendige Pflege ist und viele Einrichtungen wohl mittelfristig nicht mehr existieren können," fasst Rupert Niewiadomski, Sprecher der AG Lobby die Situation zusammen. "Wer will dann noch in diesem Beruf arbeiten?"
Forderung nach einem schlanken Verordnungsmanagement
Ein weiteres Problem ist das Ausmaß an Bürokratie. Dies wird insbesondere im Rahmen des sogenannten Genehmigungsverfahrens der Krankenkassen deutlich. Dabei überprüfen die Krankenkassen, ob und in welchem Umfang die Sozialstationen Leistungen wie beispielsweise Wundversorgung, Medikamentengabe oder Insulininjektionen, die vom Hausarzt verordnet sind, erbringen. In den Gesprächen mit den Politikerinnen und Politiker verwiesen die Sozialstationen auf bereits erfolgreich durchgeführte Modellprojekte in Baden zum sogenannten schlanken Verordnungsmanagement und forderten, die daraus gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen.
Regelung zum Entlassmanagement zeitnah regeln
Das dritte Anliegen bezieht sich auf die Entlassungen von älteren, chronisch kranken und pflegebedürftigen Menschen aus dem Krankenhaus. Gesetzlich sind Krankenhäuser verpflichtet, Patienten so zu entlassen, dass es zu keiner Unterbrechung in der Behandlung kommt. Für ihre Beteiligung an diesen Vorbereitungen erhalten die Sozialstationen keine Vergütung, obwohl ein gelungenes Entlassmanagement Folgekosten für die Krankenkassen verhindert. Sozialstationen fordern daher von der Politik, die Regelung zum Entlassmanagement zeitnah zu erweitern und dieses nicht nur als Teil der Krankenhausbehandlung zu sehen.
"Uns ist auf der Reise bewusst geworden, wie wenig über die Lage der ambulanten Pflege in Berlin bekannt ist. Wir müssen also weiter für unser Anliegen werben und kämpfen. Wir bleiben dran - das sind wir den Familien schuldig, die unsere Hilfe brauchen", resümiert Waltraud Kannen, Geschäftsführerin der Sozialstation Südlicher Breisgau. Von daher wird die badische Kampagne der Diakonie und Caritas Sozialstationen "Die häusliche Pflege hat Wert!" auf verschiedenen Ebenen weitergehen. (bds)