Zehn Jahre Caritas-Freiwilligendienste
Seit inzwischen zehn Jahren bietet die Caritas Freiwilligendienste als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und als Bundesfreiwilligendienst (BFD) an. Seit im Jahr 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt wurde und der Zivildienst wegfiel, koordiniert der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg als Träger die Freiwilligendienste. Eines der sechs Regionalbüros befindet sich in Karlsruhe. Die rasante Entwicklung, welche die Freiwilligendienste im vergangenen Jahrzehnt genommen haben, zeigen sich für die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter recht eindrücklich, wie Bildungsreferent Klemens Ellmann berichtet: "Von einst 200 Freiwilligen im Jahr sind die Zahlen inzwischen auf rund 450 allein um Bereich des Karlsruher Regionalbüros gestiegen, entsprechend ist unser Büro von zunächst zwei Mitarbeitern auf nun 12 Hauptamtliche gewachsen."
Die Freiwilligendienste seien alles andere als ein Ersatz für den weggefallenen Zivildienst, erklärt Klemens Ellmann: "Ganz zentral ist der Aspekt der Freiwilligkeit. Menschen entscheiden sich bewusst für ihren Einsatz, weil sie Erfahrungen in bestimmten Bereichen sammeln und die Zeit nutzen möchten, um an den Erfahrungen zu wachsen und sich persönlich weiterzuentwickeln." Tina Rihm, Pflegedienstleiterin in den ViDia-Kliniken Karlsruhe, kann dies bestätigen: "Ursprünglich waren die Abläufe in der Klinik stark vom Zivildienst geprägt gewesen, aber wir mussten uns recht schnell umstellen," erzählt sie. Die Bewerberinnen und Bewerber für das FSJ seinen nun jünger und unterschiedlicher gewesen, zudem auch aus einem Interesse in den sozialen Bereich gegangen. "Sie sind sehr interessiert, was uns viel Freude bereitet," berichtet sie.
"Ich bin jetzt viel selbständiger geworden"
Eine der Freiwilligen in den ViDia-Kliniken ist Susanne Rosenau. Im letzten September hat sie ihr FSJ in der Station für Kardiologie angefangen und war sich am Anfang nicht ganz sicher, was sie dort überhaupt erwarte würde: "Ich dachte, dass ich die Kollegen ein bisschen unterstützen würde," sagt sie. Doch die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten habe sie dann überrascht: "Ich habe unheimlich vieles gelernt und kann jetzt etwa Puls messen, EKG schreiben und Patienten bei alltäglichen Aufgaben unterstützen. Manche Sachen wie Spritzen geben und Medikamente verabreichen darf ich aber natürlich nicht." Neben einer beruflichen Perspektive habe das FSJ auch ihr persönlich sehr viel gebracht, freut sich Susanne Rosenau: "Vorher war ich ziemlich schüchtern, und in diesem Jahr habe ich mich ziemlich weiterentwickelt, bin jetzt viel selbständiger und mutiger geworden."
In einer Einrichtung zur Kinderbetreuung, dem Hort an der Schanzschule in Pforzheim, macht Laura Meffert ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Der tägliche Umgang mit Kindern habe sie am Anfang etwas herausgefordert, erinnert sie sich, doch schon bald sei sie in ihre Rolle hineingewachsen. "Ich fühle mich als ein vollwertiges Mitglied des Teams und kann viele Ideen einbringen. Dabei sei es gar nicht von Anfang an klar gewesen, dass sie in dieser Einrichtung arbeiten würde, denn ursprünglich hatte sie sich für eine andere Dienststelle beworben, erzählt Laura Meffert: "Im Vorfeld hat sich gezeigt, dass eine andere Aufgabe zu mir persönlich besser passen würde, und ich bin froh, dass wir den richtigen Ort gefunden haben."
Alle Freiwilligen haben einen eigenen Mentor
Für alle Freiwilligen und Dienststellen eine gute Konstellation zu finden, ist für Julian Buckenheu, der sich mit Klemens Ellmann und zehn weiteren Kolleginnen und Kollegen im Karlsruher Regionalbüro um die Freiwilligen kümmert, ein besonderes Anliegen. Nicht nur vor dem Beginn des Dienstes nähmen sie sich die Zeit für jede und jeden einzelnen, sondern auch während des ganzen Dienstes. "Alle Freiwilligen haben einen eigenen Mentor, der sich in regelmäßigen Gesprächen mit ihnen zusammensetzt und fragt: Wie geht es dir an deiner Stelle? Passt es für dich, so wie es gerade läuft?" Auch der zeitliche Verlauf des Einsatzes gestalte sich variabel, denn gerade in der Zeit zwischen Schule und Ausbildung oder Studium kann viele passieren. "Wenn etwa der erhoffte Studienplatz überraschenderweise doch frei wird, kann man auf sechs Monate verkürzen, oder aber auch bis auf 18 Monate verlängern."
Den Erfolg des Freiwilligendienstes, wie ihn die Caritas anbietet, lasse sich nicht nur anhand der nackten Zahlen erkennen, betont Buckenheu. "Zum einen erfahren wir, dass vielen junge Menschen das FSJ hilft, eine berufliche Perspektive zu finden und sich in einem sozialen Berufsfeld unverbindlich auszuprobieren, und das in einer Intensität, die weit über ein übliches Praktikum hinausgeht. Nicht wenige erfahren sich dabei bestätigt und beginnen anschließend eine entsprechende Ausbildung, manch eine und einer kommt später sogar auf dieselbe Dienststelle zurück." Zum anderen, berichtet er, ließe sich die steigende Anzahl der Freiwilligen keineswegs etwa auf intensivere Werbung zurückführen, sondern auf Empfehlungen von Personen, die bereits selbst einen Dienst übernommen hatten. "Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda," sagt er.
Ein Freiwilligendienst ist ein freiwilliger Arbeitseinsatz in einer sozialen Einrichtung, der zwischen 6 und 18 Monate dauern kann. Die Caritas bietet den Freiwilligendienst in unterschiedlichsten Einrichtungen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe an: in Kindergärten und Kinderkrippen, Krankenhäusern, Seniorenzentren, Sonderschulen und vielen weiteren. In den Einsatzstellen sind die Freiwilligen eine große Unterstützung und leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Auch für die Freiwilligen selbst ist der Dienst eine Möglichkeit, sich für andere zu engagieren, erste Berufserfahrungen zu sammeln, sich persönlich weiterzuentwickeln sowie ein bereicherndes und sinnstiftendes Jahr zu verbringen.
Zahlen im Freiwilligendienst steigen
Im Bereich des Caritasverbandes der Erzdiözese Freiburg ist die Anzahl der Menschen, die jährlich einen Freiwilligendienst übernehmen von 600 im Jahr 2011 kontinuierlich auf aktuell etwa 1800 gestiegen, mit einer weiter steigenden Tendenz. In der Zuständigkeit des Karlsruher Regionalbüros sind die Zahlen im selben Zeitraum von rund 200 auf etwa 450 angestiegen. In den letzten Jahren verzeichnen die Zuständigen einen zunehmenden Anteil von Bewerbungen aus nichtdeutschen Herkunftsländern von Personen, die auf eine berufliche Zukunft im deutschen Sozialsektor hoffen und durch ein einleitendes FSJ in diesem Bereich bessere Voraussetzungen für Integration in Gesellschaft und Berufsleben vorfinden. (tt)