„Die häusliche Pflege hat Wert“
Mit der Kampagne "Die häusliche Pflege hat Wert" machen die Sozialstationen von Caritas und Diakonie in Baden-Württemberg auf ihre zunehmend schwieriger werdende finanzielle Lage aufmerksam.
Die kirchlichen Sozialstationen, die in den vergangenen 40 Jahren die Versorgungsstruktur im Land aufgebaut und über weite Strecken allein getragen haben, geraten finanziell immer mehr unter Druck. Denn ihre Leistungen, die sie in der häuslichen Pflege für alte und kranke Menschen erbringen, werden von den Kranken- und Pflegekassen nicht angemessen und ausreichend bezahlt. Seit Jahren deckt die Refinanzierung der Kassen nicht einmal mehr die Tariferhöhungen. Etliche Sozialstationen haben einen Teil ihrer Angebote bereits einstellen müssen, um überhaupt überleben zu können.
Caritas und Diakonie fordern deshalb von den Krankenkassen eine volle Refinanzierung der tarifbedingten Kostensteigerungen der ambulanten Pflegedienste. Die Kassen müssten endlich die Tarifbindung bei den freien kirchlichen Pflegediensten anerkennen, denn gute Pflege verdiene faire Entlohnung. Eine weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen mache es noch schwieriger, dringend benötigte Fachkräfte für die Pflege zu gewinnen. Die Wohlfahrtsverbände kritisieren auch die zunehmende Bürokratisierung als zusätzlichen Kostenfaktor. Allein in der häuslichen Krankenpflege summieren sich die Kosten für die Dokumentation und das Ausfüllen von Formularen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf jährlich 191 Millionen Euro. Diakonie und Caritas wollen deshalb eine Entbürokratisierung in der Pflege und fordern, das Genehmigungsverfahrens bei ärztlichen Verordnungen in der häuslichen Krankenpflege zu vereinfachen.
Im Rahmen der Kampagne "Die häusliche Pflege hat Wert" haben die kirchlichen Sozialstationen im vergangenen Jahr mit großen Autokorsos in Freiburg, Mannheim und Offenburg eine breite Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Mit über 60.000 Unterschriften, die im Mai 2014 an Landtagspräsident Guido Wolf in Stuttgart übergeben wurden, werden sie von vielen Bürgerinnen und Bürgern unterstützt.
Der Hintergrund
- Seit Jahren werden die steigenden Kosten nicht mehr auskömmlich von den Krankenkassen finanziert. So sind die Kosten in den letzten 9 Jahren allein durch Tarifsteigerungen um 17 Prozentpunkte gewachsen. Dem steht im Bereich der häuslichen Krankenpflege eine Erhöhung um lediglich 8 Prozentpunkte gegenüber.
- Immer mehr ambulante Pflegedienste schreiben rote Zahlen, bei Caritas und Diakonie in Baden-Württemberg sind es derzeit 60 Prozent aller Pflegedienste.
- Die Bürokratie in der Pflege verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Laut statistischem Bundesamt von 2012 wird rund 40 Prozent der Arbeitszeit einer Pflegekraft für die Dokumentation und das Ausfüllen von Formularen aufgewendet.
Die Forderungen
- Wir fordern ausreichende und angemessene Vergütungen (kostendeckende Entgelte) unserer Leistungen und eine konsequente Umsetzung des Leitsatzes "ambulant vor stationär".
- Wir fordern die Anerkennung der tarifvertraglichen Löhne durch die Kostenträger. Die Träger der Sozialstationen können die Steigerungen der Personal- und Sachkosten nicht länger durch Einsparungen auf dem Rücken ihrer Mitarbeitenden auffangen.
- Wir fordern dringend Maßnahmen zur Entbürokratisierung und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden, damit sie wieder mehr Zeit für die Pflege am Menschen haben.