Freiburg/Stuttgart, 12. September 2016 - Mit einem Aktionstag an zahlreichen Orten in Baden-Württemberg am 13. September macht die Caritas im Land auf die aus ihrer Sicht unzureichende Finanzierung der Integrationsarbeit aufmerksam. Die personelle Ausstattung der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) halte nicht mit der stark steigenden Zahl an Klienten infolge der vielen Flüchtlinge und der Zuwanderung aus dem EU-Ausland mit. 2016 zahlte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die MBE in Deutschland 44,7 Millionen Euro; die Wohlfahrtsverbände erhöhten diese Summe aus Eigenmitteln um sieben Millionen Euro. Notwendig ist aus Sicht der Caritas in Baden-Württemberg eine Erhöhung der BAMF-Mittel um 17 Millionen Euro oder 38 Prozent. Für die 38 MBE-Personalstellen der Caritas im Land würde dies eine Steigerung der Zuschüsse von 2,22 Millionen auf 3,1 Millionen Euro bedeuten.
Schwierige Lage der Mitarbeiter in der MBE
Die Diözesancaritasdirektorinnen Annette Holuscha-Uhlenbrock (Stuttgart) und Mathea Schneider (Freiburg) zeigten sich in einer gemeinsamen Erklärung besorgt über die schwierige Lage ihrer Mitarbeiter in den MBE: "Immer mehr Flüchtlinge, die in den letzten zwölf Monaten nach Deutschland kamen, sind inzwischen anerkannt und kommen jetzt in unsere Beratungsstellen. Diese sind seit Monaten völlig überlastet und benötigen deutlich mehr Mitarbeiter, um die Neubürger solide und erfolgreich beraten zu können." Dies sei eine gute Investition in eine gelungene Integration der Flüchtlinge in Deutschland, so die Direktorinnen.
Personal in den Beratungsstellen reicht nicht aus
Bereits von 2011 bis 2015 habe sich die Zahl der Ratsuchenden in den Beratungsstellen bundesweit mehr als verdoppelt (von 100.000 auf 205.000), während die Personalausstattung nicht entsprechend angepasst worden sei. Allein im vergangenen Jahr registrierte das BAMF 1.092.000 Asylsuchende. Nach Schätzungen von Experten können 680.000 von ihnen in Deutschland bleiben und die Leistungen der MBE in Anspruch nehmen. Das BAMF rechnet für 2017 mit 240.000 Beratungsfällen. Aus Sicht der Caritas in Baden-Württemberg reicht das Personal in den MBE selbst bei dieser niedrigen Prognose nicht aus. Jede der 960 Vollzeitkräfte müsste dann pro Jahr 250 Menschen beraten. Eine qualifizierte Beratung sei aber nur bei 150 Beratungsfällen im Jahr möglich, so die Caritas. Daher müssten die staatlichen Mittel für die MBE bundesweit in den kommenden Jahren schrittweise auf 107,8 Millionen Euro aufgestockt werden.
Aktionstag soll für die gesellschaftliche Bedeutung der Migrationsdienste sensibilisieren
Am Aktionstag lädt die Caritas in Baden-Württemberg gemeinsam mit anderen Trägern der MBE daher Bundestagsabgeordnete zu Gesprächen vor Ort ein und organisiert Pressegespräche mit lokalen Medienvertretern. Vor dem Ende der parlamentarischen Sommerpause nutzt der katholische Wohlfahrtsverband die Gelegenheit, um den Abgeordneten vor Ort die gesellschaftliche Bedeutung der Migrationsdienste und die aktuellen Bedarfe zu verdeutlichen.
Info: Die Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zuwanderer (MBE)
Die MBE bilden den Dreh- und Angelpunkt bei der Integration der Neubürger. Die Mitarbeiter beraten Migranten mit mindestens einem Jahr Bleiberecht in Deutschland kostenlos und helfen ihnen beim Integrationsprozess. Die Caritas-Mitarbeiter klären ihre Bedarfe an Integrationskursen, Kinderbetreuung, Sprachkursen usw. und kümmern sich darum, dass die Migranten die ihnen zustehenden Leistungen erhalten. Dabei kooperieren sie mit Ämtern, Jobcentern, Kindergärten, Schulen, Ärzten, Gesundheitsämtern usw. Ziel der MBE-Arbeit ist, dass der Klient schließlich selbstständig seine Angelegenheiten in die Hand nehmen kann.