Sterben geht uns alle an!
Die Erzdiözese Freiburg hat am Mittwoch (28. November 2018) das neu gestartete "Palliative Care Forum" vorgestellt. Bei der Auftaktveranstaltung in der Katholischen Akademie Freiburg sagte Erzbischof Stephan Burger, die Initiative solle "sich aus Verantwortung gegenüber Gott und der Welt aktiv in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen". Denn, so ergänzte er: "Am Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen zeigt sich, wie menschenwürdig unsere Gesellschaft ist". Ihm als Erzbischof von Freiburg ist es persönlich wichtig, "Zeichen zu setzen und Impulse zu geben".
Vor mehr als 200 Interessierten aus Kirche, Wissenschaft und Praxis erläuterte der Erzbischof den Handlungsbedarf im Bereich der "Palliative Care" sowie den Auftrag der Kirche, dazu einen signifikanten Beitrag zu leisten. Auch vor dem Hintergrund der Debatten um das Thema Suizidbeihilfe sei es Aufgabe der Kirche, durch christliches Engagement und eine Haltung der Fürsorge einen Kontrapunkt zu setzen. "Wir dürfen sterbende Menschen und ihre Angehörigen in ihrem Leid nicht allein lassen", betont der Erzbischof.
Vision einer sorgenden Gesellschaft
Projektleiterin Verena Wetzstein erklärte, "Gemeinsam Sorge tragen" sei das Leitmotiv des Palliative Care Forums: "Die Vision einer sorgenden Gesellschaft macht damit ernst, schwerstkranke und sterbende Menschen in die Normalität unseres Alltags zu rücken. Gemeinsam Sorge tragen kann nur gelingen, wenn viele Menschen vernetzt, aus Ehrenamt und professioneller Pflege und Betreuung sich gemeinsam engagieren." Durch eine aktive Beteiligung an Debatten, durch die Vernetzung der Akteure sowie im Rahmen von Modellprojekten zur Stärkung einer Palliative Care Kultur in Pflegeheimen und in der Ethikberatung setzt das Palliative Care Forum Impulse, die für eine Sorgekultur sensibilisieren und ihr zur Durchsetzung verhelfen wollen.
Palliative Care Forum will "gemeinsam Sorge tragen"
Professor Klaus Baumann benannte in seinem Vortrag das Engagement für alte, kranke und sterbende Menschen als eine urchristliche Aufgabe, die früher wie heute ein Kernstück einer sorgenden Gesellschaft bilde. Viele Menschen engagieren sich bereits. Die vielfältigen Erscheinungsformen der Sorge um Menschen in der letzten Phase ihres Lebens sind Anknüpfungspunkte für die Initiative Palliative Care Forum.
Eine Dialogrunde von Praktikern aus Pflegeheim, Hospiz und Seelsorge diskutierte über Situationen, in denen sterbende Menschen Zuwendung und Geborgenheit erfahren und damit auch das Lebensende als eine positive Zeit erleben dürfen: wenn der sterbende Mensch etwa im Pflegeheim mit einer Pflegekraft über die eigene Angst vor dem Tod sprechen darf und dafür Gehör und Zeit findet; wenn der Hospizdienst Menschen besucht, die wenig oder keinen Besuch bekommen und einsam sind; wenn Menschen in der Gemeinde sich umeinander kümmern, miteinander sprechen - kurz: füreinander Sorge tragen.
"Eine Heimkultur, die das Äußern von Gefühlen, auch Ängsten, zulässt und mit diesen empathisch und offen umgeht, ist ganz wesentlich für einen von den Angehörigen als positiv erlebten Abschied", sagte Andrea Jandt, Haus- und Pflegedienstleitung des St. Marienhauses in Freiburg.
Das "Palliative Care Forum" wird gemeinschaftlich durchgeführt vom Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg, dem Erzbischöflichen Seelsorgeamt und der Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg. (pef)