Werteorientierung christlicher Krankenhäuser gewinnt an Bedeutung
Das Landestreffen der kirchlichen Krankenhäuser in Baden-Württemberg stand unter der Überschrift "Die Covid-19-Pandemie als Menetekel? Herausforderungen und Chancen der spezifischen Werteorientierung christlicher Krankenhäuser".
Die Corona-Pandemie hat zu einem Teilkollaps des Gesundheitssystems geführt. Die intensivmedizinische Versorgung hatte absolute Priorität und führte zu erheblichen Auswirkungen in anderen Bereichen des Gesundheitswesens. Die sogenannten elektiven (planbaren) Operationen wurden verschoben, da sie als weniger dringlich eingestuft wurden. Rückblickend führte dies zu einer unverhältnismäßigen Priorisierung, einer Art "grauen Triagierung". Dies hatte auch direkten Einfluss auf die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, die sich teilweise durch "Coolingout", der Selbstbehauptung durch Empathieverlust, der emotionalen Abhärtung durch Zynismus, von den Extremsituationen des Alltags abgrenzen mussten.
In solchen Situationen war die Arbeit von Seelsorge-Teams in den christlichen Krankenhäusern wichtiger denn je. Sie konnten Gespräche anbieten, Menschen im Alltag begleiten oder auch Gottesdienste abhalten, um Verstorbenen zu gedenken. Diese Angebote wurden sowohl von Patient*innen, den Angehörigen als auch von den Mitarbeitenden gerne angenommen, um die Extremsituationen verarbeiten zu können. Auch Ethikkomitees an den Kliniken erlebten einen intensiveren Austausch mit Mitarbeitenden und Angehörigen.
Das Fazit könnten lauten: Die christliche Werteorientierung hat somit durch die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen, um Menschen einen verloren Halt zurückzugeben. Gestützt wurde die Aussage durch die anschließende angeregte Plenumsdiskussion mit Vertreter*innen von Patient*innen, Klink-Geschäftsführung und Mitarbeitervertretungen.
Veranstaltet wurde die spannende Runde vom Evangelischen Krankenhausverband Baden-Württemberg und der Landesarbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhäuser in Baden-Württemberg. Die Verbände vertreten 40 Kliniken mit rund 9.000 Betten im Land. Die Kliniken beschäftigen über 19.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und versorgen jährlich über 220.000 Patientinnen und Patienten stationär. Die Moderation hatte Andreas Gröpl, Regionalleitung Kirche und Wirtschaft, Mannheim, Erzbistum Freiburg. (nil)