Nicht abseits stehen, sondern mitgestalten!
Schnell wurde deutlich, dass sich hinter dem Begriff Digitalisierung weit mehr verbirgt als nur ein technologischer Wandel. Höchst anschaulich illustrierte Professor Dietmar Wolff von der Hochschule Hof, dass die technischen Möglichkeiten auch im Gesundheits- und Pflegebereich schon sehr weit sind. Längst gibt es eine ganze Fülle von elektronischen Systemen, technischen Produkten und Dienstleistungen, die das alltägliche Leben älterer und pflegebedürftiger Menschen unterstützen. Dafür stehen Stichworte wie Ambient Assisted Living oder Robotic.
Digitalisierung beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Technik. Der digitale Wandel bringt vielmehr eine radikale Veränderung des Kommunikations-, Informations- und Konsumverhaltens mit sich. Und das wiederum geht mit einer starken Individualisierung einher. Digitalisierung, so Wolff, bedeute vor allem die elektronische Vernetzung in den Dingen, die für den Alltag bedeutsam seien.
Wer heute Informationen zum Beispiel über Pflegeangebote für einen Angehörigen sucht, will diese in Echtzeit und möglichst passgenau auf seine Bedürfnisse hin online finden und auch buchen können. "Raus aus dem Nischendenken, hinein in die Vernetzung", lautete denn auch Wolffs Empfehlung für eine "Pflege 4.0". Dabei geht es nicht nur um Geschwindigkeit, sondern vor allem um eine Veränderung der Kultur, bei der man die Mitarbeitenden mitnehmen müsse. Die wesentlichen Dimensionen eines digitalen Wandels in der Pflege machte Wolff dabei an den Begriffen "Markt - Kommunikation, Binnenorganisation sozialer Einrichtungen und Klienten- und Angehörigenarbeit" fest.
In mehrere Workshops hatten die Delegierten ausgiebig Gelegenheit, einzelne Aspekte wie "Pflege und Technik", "Technik - Assistenz - Teilhabe", "Bildung digital", "Arbeit 4.0" oder auch Erfahrungen, Fallstricke und Potentiale eines digitalen Projekts zur medizinisch-pflegerischen Versorgung im ländlichen Raum mit Fachleuten zu diskutieren.
Diözesan-Caritasdirektorin Mathea Schneider ermutigte dazu, die Digitalisierung in Freiheit zu gestalten. Technische Neuerungen verantwortungsvoll nutzen, bedeute auch, die Konsequenzen von ihrem Ende her zu bedenken: "Die ethische Auseinandersetzung wird uns nicht erspart bleiben!", betonte Schneider. Man dürfe sich Neuerungen nicht verweigern, sollte ihnen aber auch nicht unkritisch einfach nur hinterherlaufen.
Theodor Fuchs vom Sozialministerium Baden-Württemberg bezeichnete es als Chance der Digitalisierung in der Medizin und Pflege, gutes Personal und intelligente Techniken zusammenzubringen. Dabei komme es auf die Balance an: Die Landesregierung wolle keine "Pflegefabriken", das Maß sei und bleibe die menschliche Komponente. (tom)