„Das Coaching kam wie gerufen“ "
Im Rahmen des Projektes "Caritas für engagementfreundliche Gesellschaft und Kirche" wird den Ortcaritasverbänden ein Coaching zur Begleitung und strategischen Weiterentwicklung ihrer Engagementförderung angeboten. Im Interview erzählen Manuela Friedrich und Sebastian Metzger vom Caritasverband Sigmaringen, welche Erfahrungen sie mit dem Coaching bisher gemacht haben.
Was war Ihre Motivation, das Angebot des Coachings für sich zu nutzen?
Metzger: Begonnen hat die Auseinandersetzung mit dem Thema Ehrenamt schon, bevor ich in den Verband kam. Es gab und gibt viel ehrenamtliches Engagement im Verband, auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen. Diese sind wenig vernetzt und die Überlegungen waren, dass es sinnvoll sein könnte, diese stärker zu verbinden und zu vernetzen. Es ging aber auch darum, darauf zu schauen, wie die Herausforderungen gemeinschaftlich gemeistert werden können, die jedes Ehrenamt betreffen. Themen wie Datenschutz und Anvertrautenschutz, aber auch ganz andere Bausteine, wie Willkommens- und Verabschiedungskultur, die Art, wie die Kommunikation mit Ehrenamtlichen stattfindet, wie Anerkennung gelebt wird. Diese ganzen Überlegungen hatten im Caritasverband Sigmaringen schon stattgefunden, bevor die Coachings angeboten wurden.
Friedrich: Wir haben uns mit der Ehrenamtsstudie der Erzdiözese beschäftigt, aus der ja ganz wichtige Erkenntnisse hervorgehen, bezüglich Wahrnehmungen, Empfindungen und auch Wünschen von Ehrenamtlichen. Ich habe daraufhin übertragen und zusammengefasst, inwiefern die Ehrenamtsstudie auf unseren Verband übertragen werden kann. Ergänzt habe ich das durch eine interne Umfrage zur Anzahl an Ehrenamtlichen und zu den individuellen Begrüßungs- und Verabschiedungsritualen in den einzelnen Bereichen. Diesen Faden habe ich dann nach einer einjährigen Elternzeit wieder aufgenommen. Um Synergien und Ressourcen zu bündeln haben die Vorstände nun beschlossen, ein gewisses Stellendeputat einzurichten und mich beauftragt, mich um den angestoßenen Prozess zukünftig zu kümmern: Gemeinsam wollen wir zum Beispiel anschauen wie neue Ehrenamtliche begrüßt, begleitet und verabschiedet werden und die große Bandbreite (hier ein Blumenstrauß, dort ein großes Fest) gebündelt und einheitlicher gestaltet werden kann.
War das der Punkt zu sagen: Da könnte uns jetzt das Coaching helfen?
Friedrich: Das Coaching-Angebot kam wie gerufen! Wir waren an einem Punkt, wo wir überlegt haben: Wie kann es weitergehen? Wir hatten ganz viele Ideen, sahen ganz viele Bedarfe, ganz viele theoretische Möglichkeiten. Das Coaching war einfach wahnsinnig hilfreich, das alles zu sortieren, sich über den Ist-Stand klar zu werden - unter fachlicher Anleitung. Sehr strukturiert und sehr gewinnbringend. Es war so auch möglich, mal in die Zukunft zu spinnen: Was wäre alles möglich, was gibt es für Visionen, was davon können wir uns realistisch vorstellen? Und, darauf aufbauend, konnten wir im Coaching dann auch die Fragestellung bearbeiten, wie wir alle Beteiligten mit ins Boot nehmen können. Ein Stück weit ging es dabei auch um die Kommunikation unserer Ideen: Wie können wir den Gewinn vermitteln, der entstehen würde.
Folgt das Coaching einem "Fahrplan" oder ist es offen angelegt?
Metzger: Wir sind sehr offen ins erste Coaching gegangen, mit all unseren zum Teil unsortierten Gedanken, und haben uns dort vorsortiert, um herauszufinden: Was brauchen wir, was müssen wir intern bearbeiten und besprechen, welche Vorstandsentscheidungen sind notwendig und so weiter. Wir haben verschiedene Optionen durchgespielt: Was würde diese Option und was würden jene Rahmenbedingungen bedeuten. Beim zweiten Coachingtermin haben wir dann diese To-Dos wieder besprochen und, darauf aufbauend, die nächsten Schritte entwickelt. Unsere Vorbereitung bestand darin zu überlegen, was für die Ehrenamtsarbeit im Caritasverband Sigmaringen ansteht, sind aber ergebnisoffen in die Coachings gegangen. Dort haben wir ganz viele positive Impulse bekommen, da Frau Schmid, die mit uns das Coaching macht, inhaltlich und fachlich ganz viel mitbringt. Nicht nur, was Coaching angeht, das Reflektieren und Betrachten von Entwicklungsprozessen generell, sondern auch tatsächlich, was ehrenamtliches Engagement angeht.
Konnte das Coaching Sie auf diese Weise auch bestärken, an bestimmten Themen dranzubleiben?
Friedrich: Bestärkung auf jeden Fall, Bestärkung und Motivation und Klarheit. Wenn man so "confused" ist, viele Ideen hat und gar nicht weiß, wie man damit jetzt eine Struktur bauen kann und welche Struktur es braucht, dann hilft das sehr, mit einem externen Blick draufschauen zu lassen.
Das heißt, Sie würden das Coaching anderen empfehlen?
Metzger: Ja, auf jeden Fall. Wir hatten ja bei uns im Verband das Thema bereits im Vorfeld auf der Verbands-Agenda, sodass wir das Coaching gut auf unserer Ebene für eine Verortung nutzen konnten: Wo befinden wir uns. Aber selbst wenn man noch gar nicht an diesem Punkt ist, wäre es ganz gut, so ein Coaching mal zu benutzen, um einmal überhaupt zu sortieren: Was bedeutet Ehrenamt bei uns, wie sind wir diesbezüglich strukturiert, wie sind wir aufgestellt, was macht überhaupt Sinn? Das Angebot an sich zu nutzen, um sich zu sortieren, zu sehen, wo man steht, und eine gewisse Klarheit zu erhalten, macht auf jeden Fall Sinn, ja.
Interview: Alexander Gromann-Bross
Das gesamte Interview können Sie nachlesen in der neuen Ausgabe der Caritas-News 1-2021.