Bad Herrenalb/Freiburg, 4. Juli 2019 - Repräsentanten aus Politik und Kirche haben die Hospizarbeit als Vorbild einer Gesellschaft gewürdigt, bei der die Sorge für andere Menschen im Mittelpunkt steht. Dies erklärten Staatssekretärin Barbara Mielich sowie die beiden Bischöfe Jochen Cornelius-Bundschuh und Stephan Burger im Rahmen der 20. Süddeutschen Hospiztage am gestrigen Mittwoch (3. Juli) in Bad Herrenalb (Landkreis Calw). Sie zeigten sich erfreut über die bundesweit 650. 000 Ehrenamtlichen, die Schwerstkranke und Sterbende im Hospiz, in der Klinik, zu Hause oder in der Nachbarschaft begleiten.
"Diesen Menschen trauen wir viel zu", erklärte Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe). Zugleich stehe die Begleitung von Sterbenden jedem Nützlichkeitsdenken entgegen. "Die Ehrenamtlichen engagieren sich nicht um eines bestimmten Zweckes willen, sondern helfen anderen Menschen, weil sie selbst Menschen sind", sagte der evangelische Landesbischof. Zugleich äußerte er Zweifel an einer ausgefeilten Planbarkeit des Sterbens; dieses sei vielmehr ein "vielschichtiger Prozess, auch zwischen Mensch und Gott". Für Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) zeige sich der christliche Glaube auch in der Hoffnung, "dass es jemanden gibt, der aus dem Bruchstückhaften, was wir hinterlassen, etwas Ganzes macht". Zentral für den Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden sei es, die Menschen so zu begleiten, "dass sie auch in der Extremsituation das Leben als wertvoll erleben", erklärte der katholische Erzbischof.
Bärbl Mielich, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales und Integration (Stuttgart) plädierte für eine Stärkung der "sorgenden Gemeinschaft" in den Städten und Gemeinden. Hierbei könnte die Politik mit Quartierskonzepten helfen und dadurch einen "lebendigen Sozialraum" schaffen, in denen Menschen in Eigeninitiative gezielt Verantwortung füreinander übernehmen.
Die ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands, Birgit Weihrauch (Köln), bezeichnete die Geschichte der Hospizarbeit als innovative "Bürgerbewegung", die den gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod deutlich verändert und zu einer "Enttabuisierung des Sterbens" beigetragen habe. Für die Ärztin und frühere Gesundheitspolitikerin hat die Hospizbewegung deutlich gemacht, dass für ein würdevolles Sterben neben der medizinischen Versorgung; das "Dasein und Zuhören" im Sinne der "schieren Gegenwart" von zentraler Bedeutung sei. Zugleich hänge das würdevolle Sterben immer auch von den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ab. "Dann darf sich zum Beispiel die Lokalpolitik nicht nur um schöne Freizeitangebote kümmern, sondern sie muss auch Bedingungen vor Ort schaffen, dass Menschen in Würde sterben können".
Veranstalter der jährlich stattfindenden Hospiztage sind in diesem Jahr die Evangelische Akademie Baden, das Diakonische Werk Baden e.V., der Hospiz- und Palliativverband Baden-Württemberg e.V., der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. und die Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg.