Unterwegs zu einer Palliativen Kultur
Restlos ausgebucht war der Studientag Advance Care Planning, den die Katholische Akademie und der Diözesan-Caritasverband in Freiburg gemeinsam veranstalteten. Einen ganzen Tag lang beschäftigten sich über 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Frage, wie die vom Gesetzgeber geforderte "Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase" gelingen kann.
Diese Frage ist ein wichtiges, aber auch sehr vielschichtiges Thema - für jeden einzelnen Menschen ebenso wie für Einrichtungen der Caritas. Das kam der bei Tagung, die über die rechtlichen Voraussetzungen und die ethischen Implikationen informierte ebenso wie über die konkrete Situation im Pflegeheim, immer wieder zur Sprache. Im Pflegeheim gilt bereits jetzt die im Hospiz- und Palliativgesetzt verankerte Neuerung, dass jede und jeder Einzelne in einem Gesprächsprozess dazu angeleitet werden soll, Vorstellungen über die medizinischen Abläufe, das Ausmaß, die Intensität und die Grenzen medizinischer Interventionen sowie Maßnahmen der Palliative Care in der letzten Lebensphase zu entwickeln.
Sehr anschaulich und differenziert beleuchteten der Frankfurter Medizinethiker Stephan Sahm und der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff Chancen, aber auch Herausforderungen von Advance Care Planning. Beide begrüßten grundsätzlich dieses neue Konzept, nannten aber auch aus ihrer Sicht kritische Punkte. Für Sahm muss eine regelmäßige Überprüfung der Versorgungsplanung gewährleistet sein, weil sie - wie auch eine Patientenverfügung - immer unter dem Vorbehalt derjenigen Situation zu verstehen ist, in der sie getroffen wurde.Schockenhoff äußerte Bedenken gegen externe Gesprächsbegleiter, wie sie im Gesetz auch vorgesehen sind. Ein Versorgungsgespräch sollte, so der Moraltheologe, behutsam und sensibel von einer vertrauten Person angeregt werden. Es dürfe nicht darum gehen, "ein Ziel zu erreichen" oder den Menschen in irgendeiner Form zu bevormunden.
Wie die Vorausplanung praktisch vonstatten gehen soll, welche Konzepte und Erfahrungen es damit bereits gibt - und nicht zuletzt, ob dieser Weg sinnvoll erscheint -, darüber wurde am Nachmittag in mehreren Workshops gründlich diskutiert und gearbeitet.
Das Fazit am Ende eines intensiven Tages darüber, wie sich die Selbstbestimmung am Ende des Lebens wahren lässt: Die Auseinandersetzung damit muss jede und jeder Einzelne leisten. Und: "Advance Care Planning" oder die Gesundheitliche Versorgungsplanung wird nur als Teil einer Palliativen Kultur, einer Palliative Care Haltung gelingen können. Dabei geht es nicht nur um medizinische Fragestellungen, sondern auch um persönliche Werte und Wünsche für die Behandlung und Pflege.